• 775 Jahre Saarmund  Von Kaiser Karl IV. bis zur Reichsgründung 1871

Der Nuthe-Bote Juli 1992

Unabhängige Monatszeitschrift / Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V.


775 Jahre Saarmund


Von Kaiser Karl IV. bis zur Reichsgründung 1871


lm Landbuch Kaiser Karl lV. wird Saarmund 1175 als „castrum et opydilum“ bezeichnet, was soviel bedeutet wie „Burg und kleine Stadt“. Der Ort unterstand dem landesherrlichen Obergericht, war Zollstation und hatte neben einer Mühle einige Krüge. Letztere waren sicher in Zusammenhang mit der Zollstation entstanden. An solchen Stellen gab es Wartezeiten für die Händler und damit Bedarf Beköstigungsmöglichkeiten, Übernachtungen und Ausspannungen.

1435 wird schon von einem Amt Saarmund berichtet. Aus dieser Zeit (1438) wird auch ein Herr von Schlieben als Besitzer eines Hofes von 8 Hufen Größe genannt.

Von 1450 - 1958 war Bergholz eine Tochterkirche von Saarmund. 1477 wird über ein Schulzengericht in Saarmund berichtet. lm 16. Jahrhundert erfahren wir dann schon etwas mehr über die Struktur des Ortes.

1545 werden ein Richter und 10 abgabenpflichtige Einwohner genannt. Zwei ungenutzte Hufen Land wurden für zwei Jahre in das Amt Potsdam verpachtet, danach hat ein Langerwischer und ein als Hauptmann bezeichneter Saarmunder je eine dieser Hufen übernommen.

Aus dem Jahre 1576 stammt die erste genaue Ortsbeschreibung. Danach gab es damals vier Hüfner, von denen drei als Brauer angeführt werden. Außerdem gab es 6 Kossäten, 3 Leute, die zwischen der Zollbude und dem Schloß wohnten, eine Wassermühle mit zwei Gängen, zwei Weinberge von 17 1/4 bzw. 13 1/4 Morgen. Das Vorwerk verfügte über 64 Morgen Wiese und mehrere Gärten.

1580 wird Saarmund als „Stetlein“ bezeichnet. 1605 wird Fahlhorst Tochterkirche von Saarmund.

Die aus anderen Orten bekannten katastrophalen Auswirkungen des 30-jährigen Krieges sind in Saarmund nicht zu erkennen. 1616 lebten dort 4 Hüfner, 6 Kossäten und 16 Budenleute. Daran hatte sich auch nach dem Kriege nicht viel geändert.

Nach wie vor gab es 4 Hüfner und 6 Kossäten. Die Zahl der Budenleute war auf 13 zurückgegangen.

1688, also nach dem Tode des Großen Kurfürsten, wurde Saarmund Akziseort. Mit den Kirchen hatten die Saarmunder nie so richtig Glück. Ende des 17. Jahrhunderts mußte der Gottesdienst in einem Wohnzimmer abgehalten werden, warum, wissen wir nicht. Zwischen 1700 und 1708 wurde dann eine neue Kirche gebaut. Bereits 1761 mußte der Turm wegen Baufälligkeit wieder abgetragen werden. Zwanzig Jahre später wurde dann auch das Gebäude abgerissen und bis 1794 durch ein neues ersetzt.

...

lm 18. Jahrhundert stieg die Einwohnerzahl von 225 (1730) Einwohnern auf 388 (1790) Personen. Diese Steigerung geht wahrscheinlich auf die Ansiedlung von Büdnern zurück, die zur Förderung des Manufakturwesens in Preußen besonders unterstützt wurden. 1757 gab es bereits 41 Büdner im Ort und 10 Büdner am Vorwerk. Dazu kamen bis 1775 noch 10 Kolonisten. Zur gleichen Zeit(1754) entstand in der Niederheide des Amtes Saarmund auch das Spinnerdorf Philippsthal.

Zwischen 1772 und 1782 wurde die erste Nutheregulierung durchgeführt. Sie hatte noch keinen großen Einfluß auf die Niederung, da alle Seitenarme bestehen blieben.

Das 19. Jahrhundert brachte entscheidende Veränderungen für Saarmund. Ab 1804 verlief der Fernverkehr nicht mehr über Saarmund, sondern über Beelitz und Potsdam nach Berlin. Damit verlor der Nutheübergang seine Bedeutung. Seit dieser Zeit wird eine Zollstation auch nicht mehr erwähnt.

1813 gab es eine besondere Episode in Zusammenhang mit der Schlacht bei Großbeeren. Der schwedische Kronprinz Bernadotte hatte für ein paar Tage sein Hauptquartier in Saarmund eingerichtet und die Kirche als Magazin verwendet.

Obwohl sie, wie schon beschrieben, erst 1794 geweiht worden war, galt sie 1817 schon wieder als baufällig. Den großen Brand von 1824 hat sie noch überstanden, der zweiten Brandkatastrophe 1840 fiel sie dann aber zum Opfer.

Nach den Bränden wurde der Ort stark verändert wieder aufgebaut. 1846-48 entstand die noch heute das Ortsbild prägende Backsteinkirche nach Plänen von August Stüler.

An der Einweihung nahm auch König Friedrich Wilhelm lV. und Prinz Georg von Preußen teil.

1858 gab es im Ort Saarmund 6 öffentliche Gebäude, 58 Wohn- und 94 Wirtschaftsgebäude. ln der Kolonie standen 12 Wohn- und 12 Wirtschaftsgebäude, darunter eine Maschinenspinnerei und eine Walkwasser- Getreidemühle.

Das Gut bestand aus einem Wohnhaus und drei Wirtschaftsgebäuden. Die Maschinenspinnerei gehörte zwar zur Kolonie, befand sich aber auf dem Gebiet der heutigen Gärtnerei Büdtke.

1860 war nach 12-jährigem Bau die Straßenverbindung nach Potsdam fertig. 1871 hatte sich die Einwohnerzahl auf 647 erhöht. Davon entfielen auf den Ort 541, auf die Kolonie 91 und auf das Vorwerk 15 Personen.

Bleibt für die skizzierte Etappe der Saarmunder Geschichte die Frage: War Saarmund früher eine Stadt oder nicht? Der Nachweis steht leider noch aus. Es ist keine Urkunde bekannt, in der dem Ort das Stadtrecht verliehen worden wäre. Die gelegentliche Bezeichnung als „Stetlein“ oder kleine Stadt reicht für eine definitive Aussage nicht aus. In einer Urkunde aus dem Jahre 1809 wird für Saarmund ausdrücklich die dörfliche Verfassung bestätigt.

Man sollte sich, solange der exakte Nachweis fehlt, auf den Begriff „Marktflecken“ einigen. Darunter verstand man früher größere Dörfer mit einzelnen städtischen Rechten, einschließlich des Marktrechtes. Schon wegen der zu allen Zeiten kleinen Einwohnerzahlen ist eine offizielle Stadtrechtsverleihung sehr unwahrscheinlich. Dann müßte auch ein Stadtsiegel und vielleicht ein daraus entstandenes Wappen überliefert worden sein.

Wie es nach Reichsgründung 1871 mit Saarmund weiterging, wird in einem dritten Beitrag beschrieben.

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