Der Nuthe-Bote Oktober 1992

Unabhängige Monatszeitschrift / Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V.

Unsere Straßennamen (15)

Jón-Leifs-Platz

Die Kreuzung der Anna-Seghers-Straße mit der Liselotte-Herrmann-Straße ist in der Gemeinde allgemein unter der Bezeichnung „Runder Platz“ bekannt. Er wurde schon vor dem ersten Weltkrieg angelegt und hat, wie auch der „Eckige Platz“ (s.NB Sept.91), bis 1933 keinen offiziellen Namen gehabt. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trug er die Bezeichnung Horst-Wessel-Platz. Dieser Name ist von der Bevölkerung kaum beachtet worden. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde sang- und klanglos wieder der "Runde Platz“ daraus. Erst am 2. September dieses Jahres wurde der Platz nach dem isländischen Komponisten Jón Leifs benannt, der längere Zeit in Bergholz-Rehbrücke gewohnt hat. Über sein Leben und über seinen Aufenthalt in unserer Gemeinde berichtet der Nuthe-Bote in einem gesonderten Beitrag.

Aus Anlaß der Benennung ließ der Gemeinderat eine Tafel folgenden Inhalts auf dem Platz anbringen:

Im Beschluß Nr. 92/05/01 vom 12.8.1992 hat der Gemeinderat Bergholz-Rehbrücke festgelegt, diesem Platz den Namen Jón Leifs zu geben.

Diese Namensgebung soll der Auftakt für eine Reihe von Maßnahmen sein, die der Würdigung des berühmtesten Komponisten der Republik Island dienen sollen. Jón Leifs hat von 1932 bis 1938 in der Liselotte-Herrmann-Straße 9 zurückgezogen gelebt, da die jüdische Abstammung seiner Frau Anlaß zur Verfolgung durch die Nationalsozialisten war. In dieser Zeit sind die berühmtesten Werke seines Schaffens entstanden.

Die Zielstellung ist es, eine isländische und deutsche Begegnungsstätte für Musikfreunde an dieser historischen Stelle entstehen zu lassen.

Der rund wie auch eckige Platz waren immer Problemfälle bei der Gestaltung des Ortsbildes. Die Pflege dieser Plätze lag mehr oder weniger in den Händen der Anwohner. Auch örtliche Einrichtungen haben sich zeitweilig daran beteiligt. Da die Gemeinde finanziell noch nie in der Lage war, einen hauptamtlichen Landschaftsgärtner zu unterhalten, konnte sie nur sporadisch die Plätze wieder herrichten, wenn ihr Zustand zu einem öffentlichen Ärgernis wurde. Nachdem beide Plätze angesehenen Bürgern unserer Gemeinde gewidmet sind, kann man hoffen, daß ihre Pflege nun etwas kontinuierlicher erfolgt.

Erika Haenel?