Der Nuthe-Bote September 1991
Unabhängige Monatszeitschrift / Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V.
Unsere Straßennamen (1)
Der Lotte-Werkmeister-Platz
Als meine Eltern 1944, in Berlin ausgebombt, nach Rehbrücke zogen, war die Gegend der jetzigen Jean-Paul-Straße/Lotte-Werkmeister-Platz/Gerhard-Hauptmann-Straße eine vornehme Gegend. Schöne, gepflegte Häuser und Straßen, Ruhe. (Siehe Luftbild.) Seitdem hat der Platz Federn lassen müssen. Angelegt um die Jahrhundertwende (1909) von Martin Brinkmann, ist er einer von drei Plätzen beiderseits der Arthur-Scheunert-Allee. Auf dem Kartenausschnitt von 1942 erkennt man die schöne Anlage der Straßen und Plätze im Zentrum von Rehbrücke. Während der Zeit des Nationalsozialismus führte der Platz für einige Jahre den Namen Schlageter - Platz, benannt nach einem saarländischen Freischärler während der französischen Besetzung des Gebietes nach dem ersten Weltkrieg. Nach dem zweiten Weltkrieg, als viele Häuser in Rehbrücke verlassen standen, teils, weil sich ihre Bewohner das Leben genommen hatten, teils, weil sie diesen Teil Deutschlands verlassen hatten, begann der Verfall des Platzes. Irgendwann in den 50-er Jahren wurde das Einfassungsgitter entfernt, weil es defekt war. Es wurden dafür Kiefern, Birken, Forsythien und Scheinquitten gepflanzt, vermutlich unter Arthur Scheunert, der hier ein Haus bewohnte Nr.8). Es muss immer irgendwelche mitleidigen Leute gegeben haben, die den vollständigen Ruin des Platzes verhindert haben. Inoffiziell hieß er seitdem im Ort Eckiger Platz als Unterscheidung zum Runden Platz, ganz in der Nähe. Offizielle Namen hatten beide Plätze nicht.
Im Jahre 1981 übernahm das Zentralinstitut für Ernährung die Patenschaft über ihn. Der Platz bekam den Namen Lotte-Werkmeister-Platz zu Ehren der bekannten und beliebten Operetten-, Chanson- und Kabarettkünstlerin mit Berliner Herz und Schnauze, die in der Gerhard-Hauptmann-Straße 6 ihren Lebensabend verbrachte und bis zu ihrem Tode 1970 mit ihrer Haushälterin Frieda und ihrem Spitz dort wohnte.
Jahrelang pflegte die Abteilung Mikroökologie des Instituts den Lotte-Werkmeister-Platz. Dreimal im Jahr kamen die Mitarbeiter, mähten, harkten und säuberten die Sträucher.
Aber irgendwann sieht man nicht mehr ein, dass nicht auch einmal ein anderer etwas tun kann. Nun schickte das Institut ab und zu einen Arbeiter.
Drei Linden wurden von Herrn Leps gepflanzt, der auch in der Nachbarschaft des Platzes wohnte. So hat der Platz tapfer die Jahre überstanden, ohne ein Schandfleck zu werden. 1990 pflanzte die Unabhängige Bürgerinitiative gespendete Rabattenpflanzen aus Zehlendorf, die den ganzen Sommer über herrlich blühten. 6 Kinderfeste wurden von der UBI 1990 hier veranstaltet. Im Herbst wurden wieder gespendete Stiefmütterchen gepflanzt.
Jetzt sind die Sommerblumen an der Reihe, dieses Mal von der Kommune bezahlt. Nun haben wir auch die Zusage vom Gemeindeamt, dass der Platz gewässert und gemäht werden wird, was eigentlich ganz normal ist. Am Arbeitskräftemangel sollte es nicht scheitern.
Inzwischen hat sich unser Platz zu einem beliebten Aufenthalt für Spaziergänger entwickelt. Und dass keine Pflanzen zerstört wurden, ist eigentlich ein gutes Zeichen.
Kommen Sie doch einmal bei uns vorbei.
Am 14. September ist übrigens das 6. Kinderfest auf dem LOTTE-WERKMEISTER-PLATZ
Erika Haenel