• 775 Jahre Saarmund

Der Nuthe-Bote Juni 1992

Unabhängige Monatszeitschrift / Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V.


775 Jahre Saarmund


Es ist noch gar nicht solange her, da feierte Saarmund sein 750-jähriges Jubiläum mit zehn Jahren Verspätung. Man hatte das Datum der ersten schriftlichen Überlieferung des Ortes übersehen und holte diese Feier 1977 nach. Diesmal haben die Saarmunder besser aufgepasst und ließen die 25 Jahre Differenz auf 15 Jahre zusammenschrumpfen.

Solche und andere Differenzen führen gelegentlich zu Fehlentscheidungen bei der Wahl der Jubiläumsjahre. Man sollte die Sache nicht so tierisch ernst nehmen und die Feste feiern, wie sie fallen. In Wirklichkeit ist Saarmund viel älter.

Schon in slawischer Zeit wohnten dort Menschen und hatten sogar einen stattlichen Burgwall errichtet. Der bekannte Potsdamer Heimatforscher Richard Hoffmann vermutet die Gründung von Saarmund durch deutsche Siedler in der Zeit nach 1156, als der Askanier Albrecht der Bär Markgraf von Brandenburg wurde. In diesem Zusammenhang entstand die Burgenkette entlang der Nuthe.

Die auf das Jahr 1216 datierte Urkunde im Brandenburger Domstift wurde 1977 in dem von Friedrich Beck herausgegebenen Historischen Ortslexikon für Brandenburg. Teil V (Zauch- Belzig) angeführt, allerdings mit dem Vermerk: Falsches Datum. Das Datum ist eigentlich gar nicht falsch. Nach Einführung des Gregorianischen Kalenders 1582 und unter Berücksichtigung des anders orientierten Kirchenjahres ergibt sich heute das Jahr 1217.

Der Bau einer Steinburg an dieser Stelle vermutet Richard Hoffmann nach 1220, kurz bevor

die Askanier ihre Herrschaft auch auf den Teltow ausdehnten.

Theodor Fontane kann in seinen "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" nur feststellen, daß von den Nutheburgen außer der Erinnerung nichts übriggeblieben ist.

Das Potsdamer Museum versuchte in den zwanziger Jahren, der Sache auf den Grund zu kommen. Bei Kellerbegehungen und Grabungen fanden sich Burgfundamente von 1,65 m Stärke aus Felsblöcken und großformatigen Ziegeln, wie sie beim frühdeutschen Burgenbau und bei Klöstern verwendet wurden. Beim Abriß des ehemaligen Amtsdienerhauses stieß man auf die Umfassungsmauern und eine Eckbastion dieser Burganlage. Man darf sich Saarmund nicht so vorstellen, wie wir es heute kennen. Die unregulierte Nuthe verzweigte sich in mehrere Arme, die sich fast bis an die Potsdamer Straße ausdehnten. Einer dieser Zweige verlief hinter der alten Schule, dem heutigen Gemeindeamt und der Kirche entlang der heutigen Mühlenstraße. Dieser von Hoffmann als ''Großer Nuthebogen“ bezeichnete Arm trennte den Wohnplatz von der auf einer Insel gelegenen Burg. und dem bereits erwähnten slawischen Burgwall. Die alte Handelsstraße hatte etwa den Verlauf der heutigen Mühlenstraße. Den Anschluß jenseits der Nuthe an den Teltow bildete der „Große Damm“ zwischen Nuthe und Stöckerhaus.

Im Gegensatz zur neuen Burg behielt die Saarmunder Burg noch lange Zeit ihre ursprüngliche Bedeutung am Nutheübergang der Fernstraße zwischen Berlin und dem sächsisch-thüringischen Raum. 1359 wird ein Schloß erwähnt, das sicher mit der Burg identisch ist. In diese Zeit fallen die Legenden um den wegen seiner Grausamkeit in die Ortsgeschichte eingegangenen Erich Falke von Lietzenitz. Nach Fontane kam 1406 die Burg Saarmund in den Besitz der Quitzows. Noch 1576 wird in einer Auflistung der Saarmunder Anwesen von einem Schloß berichtet. Ob es sich dabei um die alte Burganlage handelt, ist nicht bekannt, der Urkunde zufolge muß es aber in der Nähe der Nuthe gestanden haben. Später gibt es keinen Hinweis mehr auf ein herausragendes Bauwerk, das mit der Burg in Verbindung gebracht werden könnte.

Eine strategische Bedeutung hatte die Saarmunder Burg nicht mehr, der Nutheübergang der wichtigen Fernstraße bildete als Zollstation aber die Basis für die Entwicklung Saarmunds zu einer stadtähnlichen Gemeinde, in der später staatliche und kirchliche Einrichtungen für die umliegenden Dörfer ihren Sitz hatten. Darüber werden wir in einer weiteren Folge berichten.

Magdalene Grahl, Detlev Lexow


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