• Agro: Kein Anlass zu Luftsprüngen

Agro: Kein Anlass zu Luftsprüngen
Das Jahr 1997 war geprägt von extremer Trockenheit


Vor genau einem halben Jahr hatte ich Ihnen mit dem Titelbild einer Jungkuh den genossen-schaftlichen Großbetrieb vorgestellt, die Agro Saarmund e.G.. Neben 6 Wiedereinrichtern bewirtschaftet sie die landwirtschaftlichen Nutzflächen des Amtsbereichs. Um es genau zu sagen, etwas über diesen hinaus.

Am Jahreswechsel fehlen 150 mm Niederschlag
An einem grauen Dezembertag traf ich mich mit Uwe Naujoks, dem Vorstandsvorsitzenden der Agro, in der „Baracke“ neben dem Saarmunder Neubaugebiet. Trotz des Schneeregens an diesem Tag wird das Jahr 97 als eines mit erheblicher Fehlmenge an Feuchtigkeit in die Geschichte eingehen. Die lange Sonnenperiode, die uns Nichtlandwirte erfreute und langanhaltenden, ungetrübten Badespaß ermöglichte, hatte eine für die Landwirtschaft sehr nachteilige Kehrseite. Zwischen Mai und August fielen gerade 15 mm Niederschlag je Quadratmeter, normalerweise sind es bei rund 600 mm im Jahr sonst in diesem Zeitraum zwischen 75 und gut 100 mm.
Das musste Auswirkungen auf die Ernteerträge haben, die bei Getreide 25% und bei Kartoffeln 15% unter dem langjährigen Mittel lagen. Für Getreide liegen die Preise, EG-bedingt, zu niedrig, um damit zufrieden zu sein, der Absatz war dagegen problemlos.

Gut gelaufen...
.. ist die Einkellerungsaktion für Kartoffeln. Im Angebot war eine ostdeutsche Züchtung, die ‘Coretta’, eine gute Kombinationssorte zwischen mehlig und festkochend. Die Aktion lief von Anfang September bis Ende November mit Schwergewicht im regionalen Bereich, aber auch bis Potsdam und Berlin. Die in der Presse geschalteten Anzeigen hatten gute Wirkung gezeigt.
Im kommenden Jahr wird hauptsächlich die berühmteste der DDR-Züchtungen, die ‘Adretta’, als mehlige Kartoffel angebaut sowie in geringerem Umfang eine festkochende Alternative, die sortenmäßig noch nicht festliegt.

Nicht nur für den menschlichen Verzehr
Die Agro liefert auch für Nebenerwerbslandwirte, Pferdehalter und Hobbykleintierzüchter Heu, Stroh, Hafer und Weizen. Trotz der Trockenheit konnten alle Verträge für Heulieferungen an verschiedene Reiterhöfe in der Umgebung erfüllt werden.
In erster Linie wird das Heu natürlich für die eigenen Rinderherden benötigt, die jetzt auf Winterweiden stehen. Sie bleiben allerdings den ganzen Winter über im Freien, haben dort jedoch Unterstellmöglichkeiten.

Trotz BSE alle okee
Erfreulicherweise hat sich der Rindfleischmarkt trotz der in den Medien immer wiederkehrenden BSE-Diskussionen gehalten. Der z.Z. in der Straße Kolonie gelegene Fleischverkauf wird voraussichtlich im März in die Ladenzeile im Wohnpark Saarmund umziehen, eine zweite Verkaufsstelle gibt es in Neuseddin. Im Potsdamer Marktcenter haben die Saarmunder nach einjähriger Unterbrechung wieder einen Marktstand. In diesem Verkaufsbereich werden auch Neueinstellungen an Personal vorgenommen. Zu Uwe Naujoks großem Bedauern muss dagegen in der Pflanzenproduktion weiter Personal abgebaut werden, eine Übernahme in den Vermarktungsbereich ist wegen der grundlegend anderen Anforderungen nicht möglich.

Für das Auge des Beschauers...
…sind die Sonnenblumenfelder eine große Freude. Bei Nudow und hinter Fahlhorst habe ich herrliche Farbaufnahmen machen können, die leider in unserem schwarz-weiß „Nuthe-Boten“ nicht sehr wirkungsvoll zu reproduzieren sind. Neben Lupinen und Mais sind die Sonnenblumen wichtige Teile in der Fruchtfolge, sowohl für den Boden als auch zur Pflanzengesundheit beitragend.
Die Natur- und Blumenliebhaber sowie Gäste aus den Städten werden sich daher auch in Zukunft weiterhin an dem Heer großer goldgelber Blüten erfreuen können und natürlich auch die Vögel, noch vor dem Mähdrusch und später, wenn wir bei der Agro Vogelfutter gekauft haben. Der größte Teil der Ernte geht allerdings an Ölmühlen.

Das Damoklesschwert der Altschulden,....
…das über allen LPG-Nachfolgebetrieben hängt, ist zumindest vorübergehend entschärft. Im vergangenen Jahr wurde eine Art Stillhalteabkommen bis voraussichtlich 2000 vereinbart. In der Zwischenzeit soll in den Einzelbetrieben geprüft werden, wie die Schulden langfristig abgetragen werden können, ohne die Substanz der Unternehmen zu gefährden.

Rolf-D. Bathe


8  Der Nuthe-Bote 1/98



Abbildung 1: Uwe Naujoks Arbeitsplatz sieht nicht anders aus als einer in Verwaltung und Industrie


Abbildung 2: Gute Adresse auf Widerruf: Die Fleischerei der Agro Saarmund, Kolonie 1. Fotos Bathe


Abbildung 3: Um die milde Witterung Anfang Dezember auszunutzen, wurde an der Markthalle im Wohnpark auch mit Flutlicht gearbeitet, hierher wird die Fleischerei später umziehen.



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