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Nudow: Ein Bauerndorf im Umbruch


Vor nunmehr 720 Jahren wurde in einem Dokument ein zwischen dem heutigen Dorf Nudow und dem Flüsschen Nuthe gelegenes Waldstück „Nuthe" erwähnt. In jenem 1273 erwähnten Waldstück soll sich eine Dorfstelle befunden haben. Ob es sich hierbei um die alte Dorfstelle von Nudow handelte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit leitet sich aber der Ortsname „Nudow" vom Namen der nur wenige Kilometer entfernten „Nuthe" ab.
Das Dorf Nudow ist eine slawische Gründung, was die alten Flurnamen der Nudower Gemarkung bestätigen. Vermutlich lebten im Dorf, als die Deutschen die Nuthe überquert und den Teltow erreicht hatten, deutsche und slawische Bewohner nebeneinander.


Kleine Feldmark, große Abgaben


Die erste direkte urkundliche Erwähnung des Dorfes Nudow erfolgte im Jahr 1359. Aber erst das Landbuch von 1375 überlieferte nähere Einzelheiten zum Dorf. Demnach hatte das Dorf eine recht kleine Feldmark von nur 17 Hufen. Im Dorf lebten damals neben sechs Kossäten noch der Lehnschulze und ein Pfarrer. Außerdem existierte ein Krug. Vier Kossätenhöfe waren wüst. Mit acht anderen Dörfern der Umgebung war Nudow für die Versorgung der Besatzung der Burg Saarmund verantwortlich. Pro Hufe mussten der Burg 18 Pfennige gezahlt sowie sechs Scheffel Roggen und Hafer geliefert werden. Hinzu kamen noch 23 Hühner und 40 Eier.


Von einer Burg zur anderen


Bis 1450 schwiegen sich dann die Dokumente über das Dorf aus. In jenem Jahr erwarb die Familie von Schlabrendorf die Rechte an Nudow. In einem entsprechenden Lehnsbrief wurde das Dorf als Zubehör der Burg Beuthen genannt. Einige Abgaben mussten aber trotzdem noch an die Burg Saarmund geliefert werden. In jener Zeit wurde bereits ein Hof mit drei Hufen Land in Nudow von einem Junker bewirtschaftet. Es entstand daraus ein Gut, welches später die Familie von Reibnitz erwarb, wie die Angaben im Schoßkataster von 1624 bestätigten.
Während des 30jährigen Krieges wurde Nudow fast vollständig entvölkert. Nur noch einen Hüfner fand 1652 der Landreiter im Dorf vor. Ein anderer Bauer, Erdmann Nickel, zog aus Neuendorf zu.
Die Familie von Schlabrendorf konnte nach dem Krieg ihren Besitz in Nudow nicht mehr erwarb und es dem Amt Saarmund zur Verwaltung übergab. Später gelangte es in den Zuständigkeits-bereich des Amtes Potsdam.


Zuzug, als der Alte Fritz regierte...


Während der Regierungszeit von Friedrich II, wurden in Nudow mehrere Bündnerfamilien neu angesiedelt. Außerhalb des Dorfes entstand 1745 aus einem ehemaligen Forsthaus ein Wohnhaus, welches Peter Stöcker kaufte, wodurch das Haus die Bezeichnung „Stöckerhaus“ erhielt. 1822 entstand auf dem Mühlenberg bei Nudow eine Windmühle.

…und positive Entwicklung


Nach Ablösung der Abgabeverpflichtungen und Dienste sowie nach der Bereinigung der Feldflur Mitte des vorigen Jahrhunderts konnten die Landwirte in Nudow über ihr Land verfügen.
Durch die Erschließung von Kiesgruben in der Gemarkung Nudow sowie durch gute Ernteerträge auf den relativ fruchtbaren Böden gelangten nun die Nudower zur bescheidenen Wohlhabenheit, was die in jener Zeit errichteten massiven Bauten mit zum Teil städtischen Schmuckelementen beweisen.
Diese Zeit brachte aber auch eine andere Entwicklung in Nudow. Durch große Bauvorhaben in der Umgebung, wie Autobahnbau sowie Kasernenbau in Stahnsdorf in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts, wurden Arbeitskräfte aus dem Dorf abgezogen, denn auf dem Bau konnte man wesentlich mehr verdienen als in der Landwirtschaft.

Die letzten 50 Jahre


Nach dem 2. Weltkrieg mussten in Nudow heute zunächst 113 Umsiedler untergebracht werden. Dadurch erhöhte sich die Einwohnerzahl des Dorfes auf über 300. Später verließen mehrere Umsiedlerfamilien sowie alteingesessene Nudower den Ort wieder, so dass heute in Nudow noch ca. 215 Einwohner gezählt werden können.
Obwohl in Nudow nach dem 2. Weltkrieg kein Großgrundbesitz vorhanden war, wurde doch die Bodenreform durchgeführt. Man hatte dem Ort 42 Hektar Land vom ehemaligen Gut in Fahlhorst zur Verteilung überlassen. Dieses Land erhielten zwei Altbauern sowie drei landlose Bewohner des Ortes.
Erst 1959 schlossen sich in Nudow sechs Landwirte zur ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zusammen. Ein Jahr später gründeten 28 Bauern eine weitere Genossenschaft. Heute existieren diese Genossenschaften nicht mehr. Landwirtschaft spielt insgesamt im Dorf kaum noch eine Rolle. Geplant wird nun die Ansiedlung von Gewerbe. Außerdem wurde mit dem Bau einer neuen Wohnsiedlung, bestehend aus elf Wohnhäusern, begonnen. Damit entstehen nach mehr als 40 Jahren Pause erstmals wieder neue Gebäude in Nudow. Seit 1992 gehört Nudow zum Amt Rehbrücke.
                                                                                                                           

Holger Schenk


Literatur:
Enders, L. und Beck, M.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil IV – Teltow/Weimar, 1976


Mit freundlicher Genehmigung von Autor und Herausgeber aus „Der Landkreis Potsdam – Heimatgeschichtliche und heimatkundliche Beiträge“, herausgegeben vom Kreisarchiv beim Landratsamt Potsdam, heute Potsdam-Mittelmark, Heft ¾ 1993.

Eine aktuelle Ergänzung zur Situation und Entwicklung der Gemeinde Nudow folgt in einer unserer nächsten Ausgaben.                                                                                                                                                                                                        

Die Redaktion


Das alte Schulhaus (oben) aus der guten (?) alten Zeit. Daneben ein properes märkisches Bauernhaus, das von bescheidenem Wohlstand der Erbauer zeugt, und schließlich die modernen Einfamilienhäuser am Ortsrand von Nudow.
Fotos: Bathe (3)

Der Nuthe-Bote 1/96  3


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