• Das Nuthetal Teil II
Das Nuthetal Teil II


(Quelle: Kopie aus einem Buch, Der Verfasser und der Titel des Buches sind nicht überliefert, es könnte 1926/27 erschienen sein. Wer kann Hinweise geben?)

Interessante Namen
Die Drewitzer Chaussee wird zehn Minuten von der Scharfrichterei entfernt durch die Wetzlarer Bahn (im Volksmunde „Kanonenbahn“) gekreuzt, die das Nuthetal zwischen Nowawes und Drewitz durchquert. Wir überschreiten nicht weit hinter dem Gleise beim Verlassen des Waldes auf der Faulen Brücke die „Krumme Laake“, eine moorige Verbindung der südlich gelegenen „Brützlaake“ mit dem eigentlichen Nuthetal, und genießen den freien Blick nach Norden über die weite Niederung — zu allen Jahreszeiten ein reizvolles Bild! Die Straße benutzt die Einengung des
Tales durch Sandschollen, deren westliche eine Windmühle trägt, um sich nach Drewitz hinüberzuschlängeln, das ebenfalls auf Talsand erbaut ist. Kurz vor dem Dorfe können wir den Nuthelauf auf- und abwärts weithin verfolgen. Die südlich von Drewitz auf dem linken Nutheufer liegende „Burgfischerei“, an deren Stelle die „Neue Burg“ Albrechts des Bären gestanden hatte, besuchen wir auf der Rückwanderung.

Große Veränderungen
Das Flusstal nordwestlich von Drewitz hat nicht immer so ausgesehen wie heute. Der abweidenden Pflanzendecke wurde schon gedacht. Aber auch die Nuthe selbst hat ihren Lauf teils selbst verändert, teils griff Menschenhand regelnd ein, und es ist unmöglich, den Flusslauf für die letzten Jahrhunderte genau festzulegen. Tümpel und Altwässer deuten hier und da noch frühere Flussarme an. Bei Drewitz gab es einen etwa 500 Meter langen sumpfigen See, dessen Zipfel um 1800 der „Neue Canal“ mit dem unteren Nuthelauf in der Gegend des schon erwähnten „Tyroler Dammes“ verband. Der Kanal diente den Drewitzer Fischern zur Abkürzung des Weges nach dem Unterlauf, wo die Nuthe eine leichte Wendung nach Westen machte und in zwei schmalen Armen bis „Neudorf“ floss. Dort bildete sie drei und bald darauf vier und fünf Arme, die sich etwa bei der heutigen Jutespinnerei kurz vor der Mündung wieder zu einem Flusslauf vereinigten. Spuren des „Neuen Canals“ sind wegen der zahlreichen Gräben, Abwässer und Stromregulierungen schwerlich aufzufinden.

Drewitzer Geschichten
Nördlich Drewitz erstreckt sich die sandige Halbinsel der „Schäfer-Fichten“ (auch „Kienheide“) fast bis an die Bahn, unweit der Lokomotivfabrik von Orenstein & Koppel. Nach eisenzeitlichen Funden (La Tène 500 bis 1 v. Chr.) und Resten aus noch früherer Zeit ist diese Sandscholle alter Kulturboden. Sie ist mit dem „Beetz“ und „Baberow“ durch den „Husarendamm“ verbunden. Drewitz (der Name bedeutet nach Boege Holz- oder Walddorf) ist eins der ältesten Dörfer unserer Gegend; denn es wird schon am Anfang des 13. Jahrhunderts erwähnt. Vorgeschichtliche Funde im Orte selbst zeugen von sehr früher Besiedlung. 1228 schenkte es der askanische Markgraf Johann I. Dem Kloster Lehnin. Am Ende des 14. Jahrhunderts besaß es Ritter Berchter von der Lype, dessen Sohn es wieder an das Kloster gab. Nach dem 15. Jahrhundert gehörte es Joachim von Schlabrendorf, später der Kurfürstin Katharina. Um 1700 war es kurfürstliches Amtsdorf. Im Erbregister des Amtes Potsdam heißt es: „Drewitz gehört dem Kurfürsten mit Ober- und Niedergericht, mit Zinsen, Diensten, Pächten und Zehnten. Die Gemeinde ist der Kirche in Nudow inkorporiert.
Außer acht Ganz-, einem Halb- und einem Viertelkossäten ist nur ein Schankkrug am Orte. Eine Meierei ist nahe am Orte, die Schäferei dagegen ist nach Stolpe verlegt.“


Kirchgang nach Nudow
Der Weg im „Kirchsteigfeld“ erinnert an die Zeit, als die Drewitzer Sonntags nach Nudow gingen. Eine eigene Kirche erhielten sie 1732. Doch schon 1737 regnete es „stark ein, welches fast bey allen neu gebauten Kirchen zu geschehen pflegt“. Damals gab es einen Nachtwächter nur im Winter. Im Sommer wachte die Gemeinde um das Dorf herum und „kehrte das Wild“. Denn infolge der Jagdleidenschaft des Königs erfreute sich der starke Wildbestand großer Freiheiten. Wegen des Wildschadens war der Ackerbau unbedeutend. Bauern waren gar nicht vorhanden.
Die Kossäten lebten von Viehzucht und Fischerei.

Groß- und Klein-Drewitz
Vor einem halben Jahrhundert unterschieden die Karten noch Groß-Drewitz (nördlich) von Klein-Drewitz.
Um 1800 hatte Drewitz etwa 230 Einwohner, heute gegen 1500. Die 1892 von Keller und Albrecht gegründete Villenkolonie am Jagdschloss Stern gehört zu Drewitz.

Weiter durch die märkische Heide nach Philippsthal
Wir verlassen das Dorf auf der Straße nach Nudow. Das alte Chausseehaus, an dem sich der Schlagbaum befand, ist noch an dem Vorbau mit den schmalen Seitenfenstern kenntlich. Der Weg folgt dem mit echt märkischer Heide bestandenen Talsandstreifen. Gleich am Waldrande können wir den sich rechts abzweigenden kürzeren Verbindungsweg nach Philippsthal einschlagen, der ein kleines Stück durch Dünensand führt und einen Begriff von der „Streusandbüchse“ gibt. Die Wald-Chaussee zielt in gerader Richtung auf Schenkendorf (das mit dem Dichter nichts zu tun hat). Vor den 46 Meter hohen Butterbergen gabelt sich die Chaussee nach Nudow ab. Nördlich von diesem Wegekreuz führt „das breite Gestell“ durch den torfigen „Saupfuhl“ nach dem „Jagdschloss Stern“, nach Süden erstreckt sich die „Dachsheide“. Diese Namen erinnern an das einstige Jagdgebiet. Am „Langen Berg“ biegen wir in die von Gütergotz kommende Chaussee ein und sind in einer Viertelstunde in Philippsthal.   

Topografische Karte 3644 Potsdam (Süd), Ausgabe 1942


(wird fortgesetzt)

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