• Ein  historischer Streifzug durch den Gemeindeverband

Der Nuthe-Bote März 1992

Unabhängige Monatszeitschrift / Ortsverein Bergholz-Rehbrücke e.V.

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Ein  historischer Streifzug durch den Gemeindeverband

Von Detlef Lexow

Die Dörfer des neuen Gemeindeverbandes Bergholz-Rehbrücke verbindet auf jeden Fall die Nuthe. Alle sind von der Nuthelandschaft geprägt, unabhängig davon, ob sie einmal zum Kreis Teltow oder zum Kreis Zauch-Belzig gehört haben. Trotzdem hat jedes Dorf seine eigene Geschichte im Rahmen der brandenburgisch-preußischen Politik durchlebt Es lohnt sich, in kurzen historischen Skizzen die Besonderheiten jedes Dorfes etwas in Erinnerung zu bringen.

Am Anfang waren die Nutheburgen

Als Grenzfluß hat die Nuthe wahrscheinlich schon in slawischer Zeit eine gewisse Bedeutung gehabt, die Befestigungsanlagen entlang der Nuthe stammen aber überwiegend aus der Zeit der deutschen Ostexpansion im 10. - 12. Jahrhundert. Nach 1131 gelangte der Askanier Albrecht der Bär in den Besitz der Zauche, deren östliche Grenze die Nuthe bildete. Nördlich von Potsdam wird der Oberlauf der Havel die Grenze zu den noch slawisch verbliebenen Teilen der späteren Mark Brandenburg.

Entlang dieser Havel-Nuthe-Linie entstand eine Burgenkette, die von Spandau bis Trebbin reichte. Dazwischen lagen Potsdam, die Neue Burg bei Rehbrücke, Saarmund und Beuthen. Erst 1227 geriet auch der jenseits der Nuthe gelegene slawische Teltow in den Besitz der Askanier, und damit verloren die Burgen ihre Bedeutung als Grenzbefestigungen.

Im Bereich unseres Gemeindeverbandes Iagen die Neue Burg (erste urkundliche Erwähnung 1228) und die Burg Saarmund (erste urkundliche Erwähnung 1349). Während die Neue Burg bald nach 1227 aufgegeben wurde, blieb die Burg Saarmund zum Schutz des Nutheübergangs noch einige Zeit interessant. 1375 erscheint sie als „castrum sarmunt“ im Landbuch Kaiser Karl IV., und nach Fontane soll die Burg um 1400 im Besitz der Quitzows gewesen sein.

Heute sind diese Anlagen verschwunden. An die Neue Burg erinnert noch die Burgfischerei in Bergholz-Rehbrücke, in Saarmund hat sich kein diesbezüglicher Flurname erhalten.

Warum fünfmal das Jahr 1375?

1373 hatte der in Prag residierende Kaiser Karl IV. die von den Wittelsbachern ziemlich heruntergewirtschaftete Mark Brandenburg erworben. Als typischem Vertreter der Renaissance ging es ihm um die wirtschaftliche Nutzung des Gebietes. Er ließ Tangermünde als Residenz herrichten und baute von hier aus ein landesweites Verwaltungsnetz aus. Das in seinem Auftrag zusammengestellte Landbuch der Mark Brandenburg ist auf das Jahr 1375 datiert und enthält über jeden Ort des Landes die für die Erfassung der Abgaben erforderlichen Informationen.

Für viele Gemeinden der Mark Brandenburg ist dieses Landbuch die erste schriftliche Erwähnung, und wo ältere Quellen vorhanden sind, liefert es eine sehr genaue Auskunft über die Bevölkerungsstruktur und die Größe der landwirtschaftlichen Nutzfläche des Ortes in jener Zeit.

Leider dauerte diese Periode nicht sehr lange. Nach fünf Jahren (1378) starb Karl IV. Seine Nachfolger ließen die eben begonnene Erneuerung der Mark wieder verkommen. In den nächsten zwanzig Jahren entwickelte sich eine Anarchie, die in Raubrittertum und den Quitzow- Fehden mündete.

Saarmund – castrum et opydulum

Saarmund ist historisch gesehen der interessanteste Ort des Gemeindeverbandes. 1375 wird er als castrum et opydulum bezeichnet, was soviel wie Burgflecken bedeutet. Bis 1804 verlief die Fernverkehrsstraße zwischen Berlin und dem sächsisch - thüringischen Raum über Saarmund.

Der Gasthof "Stadt Leipzig" erinnert noch heute an diese Zeit. Ein weiterer Gasthof hieß Stadt Halle. Es gab eine Zollstelle für Fracht- und Postverkehr. Saarmund war Amtsmittelpunkt (Vogtei), seit 1688  Akziseort und hatte das Recht, viermal im Jahr einen Markttag abzuhalten, darunter den sog. Heiratsmarkt. Es ist verständlich, daß sich an solcher Stelle Gewerbetreibende ansiedelten. Es entstand ein typischer Marktflecken.

Wenn auch alle Merkmale einer Stadt gegeben waren, hat Saarmund nie das Stadtrecht verliehen bekommen. Von der alten Ortsanlage ist wenig erhalten. 1824 und 1840 ist Saarmund fast vollständig abgebrannt. Heute fällt die platzartige Erweiterung in der Ortsmitte auf, die nach den Bränden im klassizistischen Stil umbaut wurde.

Auch die Kirche war ein Opfer der Flammen geworden. Die jetzige Kirche wurde unter Beteiligung König Friedrich Wilhelms IV. 1846-48 von Friedrich August Stüler erbaut. Stüler ist bekannt geworden durch Repräsentationsbauten in Berlin, Potsdam, Frankfurt/M., Königsberg, Stockholm und Budapest. Er lieferte z.B. auch die Entwürfe zur Wiederherstellung der Burg Hohenzollern.

Landwirtschaft in größerem Namen wurde auf dem Gut in Richtung Tremsdorf betrieben. Im Ort gab es nur einige Ackerbürger. Auf dem Gutsgelände entstanden nach 1952 landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, die mehrfach ihre Struktur änderten bzw. miteinander fusionierten. Auch die LPG in Bergholz-Rehbrücke gehörte seit 1973 dazu.

Fahlhorst – Hoflieferant für Butter und Milch

Der Ort liegt auf einer Sandscholle am Rande der Nutheniederung. 1375 zählte das Dorf 19 Hufen. 1624 lebten dort 6 Baurn, 4 Kossäten und ein Hirte. Nach dem 30-jährigen Krieg entstand in Fahlhorst ein Vorwerk,  in das bis 1671 alle Bauem- und Kossätenhöfe eingegangen waren.

Der Ort hatte wenig Ackerland, aber vorzügliche Weideflächen. Deshalb kaufte der Große Kurfürst 1671 das Vorwerk, um es als Meierei für die Potsdamer Hofhaltung zu nutzen. Sein Enkel, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., schaffte im 18. Jahrhundert diese Einrichtung wieder ab. Das Vorwerk wurde nun wieder als landwirtschaftlicher Großbetrieb genutzt. 1756 siedelte Friedrich der Große neben dem Vorwerk 12 sächsische Büdner an. Im 19. Jahrhundert konnten die Büdner etwas Land erwerben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gutland unter den Büdnern und Umsiedlern aufgeteilt. Auf dem alten Vorwerk entstand nach 1952 eine LPG.

Tremsdorf - Ein markgräfliches Lehen

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